IPTV – Internet Protocol Television
„Die Leute lieben das Fernsehen, aber sie hassen es auch. Sie lieben die teils ganz erstaunlichen Geschichten, die reiche Auswahl und die Qualität. Aber sie hassen gleichzeitig die Eintönigkeit, den Mangel an echter Auswahl und elementaren Angeboten wie einigermaßen komfortablen Suchfunktionen. Fernsehen? Das sind 507 Kanäle, mehr nicht. Wir werden helfen, das zu ändern.“
Der damit zitierte Janus Friis ist nun seit Oktober 2006 vollauf damit beschäftigt, mit seinem „Joost“ genannten Internet-TV-Projekt das klassische Fernsehen abzulösen. Ein extrem hochgestecktes Ziel, aber angesichts der Tatsache, dass er mit seinen ehemaligen Projekten wie Skype und KaZaa gleich zwei Industriezweige – die Telekommunikations- und die Musikbranche – kräftig umgekrempelt hat, sollte man ihn dabei ernst nehmen.
Seine hochgesteckten Ambitionen – und natürlich auch die von vielen anderen Internet-TV-Projekten – fallen auf fruchtbaren Boden: Der Unterhaltungsbedarf ist da und die derzeitige deutsche Fernsehlandschaft ist sowieso gerade im Umbruch.
Vom wechselnden Verbreitungsmedium abgesehen (das ehemals analoge Fernsehen wird jetzt per DVB-C/S/T ausgestrahlt) ist es zusätzlich ein inhaltlicher Wandel.
Den frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Sendern sowie den großen Privatsendern nehmen kleine Spartensender immer mehr Zuschauer ab, denn scheinbar treffen diese mit ihren stark spezialisierten und flexiblen Programmen zunehmend den Geschmack der Zuschauer. Zumindest den der verbliebenen Zuschauer, denn auch andere attraktive Unterhaltungsmedien wie Computerspiele und das Internet beanspruchen Zeit, genauso wie die teilweise verlängerten Arbeits- und Schulzeiten. Diese Zeit steht dann natürlich nicht mehr zum Fernsehen zur Verfügung.
Hat man auf der einen Seite das recht hochwertige, aber auch entsprechend zu bezahlende Angebot der Pay-TV-Sender, kann man bei den frei empfangbaren Sendern in den letzten Jahren außerdem einen extremen Qualitätsverfall des gesendeten Programms beobachten.
Ein gutes Vollprogramm kostet natürlich sehr viel Geld, dass durch höhere Produktions- und Lizenzkosten, sinkende Werbeeinnahmen (weniger Zuschauer) und gestiegene Renditeansprüche der Sendereigentümer „nicht einfach“ oder „einfach nicht“ zu bezahlen ist. Neben den sogenannten Programmhighlights wird daher sehr viel Massenware, deren Preis pro Sendeminute sehr gering ist, ins Programm gehievt: Billig produzierte Shows, Boulevardsendungen, schlecht kopierte Serienformate aus den USA oder Großbritannien. Auch benutzen viele Zuschauer den Komfort der zeitverzögerten Aufzeichnung durch ihren neuen Festplattenreceiver – die Werbung wird dann einfach übersprungen und kommt nicht mehr an.
Während man nun als Zuschauer seinem Kabelnetzbetreiber ausgeliefert ist, was die eingespeisten Sender angeht, oder noch schlimmer nur einen Antennenanschluss hat, mit dem man einige wenige Programme sowie deren Programm-Zusatzinformationen über DVB-T empfängt, hat man mit dem Satellitenempfang schon deutlich mehr Alternativen. Noch mehr Alternativen, insbesondere den Rückkanal für die echte Interaktion, bietet allerdings das Fernsehen der nächsten Generation – das IPTV.
Was ist IPTV?
Der Begriff IPTV steht für „Internet Protocol Television“, eine Verbreitungsform für digitales Fernsehen, das anstatt den traditionellen Sendeweg zu nutzen auf einem mit dem IP (dem Internet Protocol) arbeitenden, einst allein für Computer eingerichteten, Netzwerk basiert.
Dieses Übertragungsnetzwerk kann einerseits das Internet selbst sein, an das die Empfangstechnik des Zuschauers über einen Breitbandanschluss wie DSL oder Kabelmodem angeschlossen ist. Diese Form des IPTV wird daher auch abgrenzend Internet-TV genannt und wird beispielsweise von joost.com und Zattoo angeboten. Die Vorteile hierbei liegen in der Standort- und Providerunabhängigkeit, der Verfügbarkeit von kostenlosen Angeboten und die Flexibilität bei den Endgeräten. Der gravierendste Nachteil besteht aber in der nicht garantierten Bild- und Tonqualität. Es können in der Folge störende Aussetzer auftreten.
Anderseits kann es sich bei dem Transportnetzwerk auch um ein vom Internet abgeschottetes Firmennetzwerk oder um ein spezielles, eine ausreichende Übertragungsbandbreite garantierendes Transportnetz eines Telekommunikationsproviders handeln. Beispiele für diese „Triple Play“ genannten Angebote sind die Telekom mit ihrem „T-Home Entertain“, arcor mit seinem „Digital TV“ oder das „alice homeTV“ von HanseNet. Die Vorteile liegen in der garantierten Bild- und Tonqualität und einem Senderangebot, das dem der üblichen Kabelanbieter entspricht. Dazu hat man den Komfort der Lösung aus einer Hand und bekommt üblicherweise ein einigermaßen ausgereiftes, wohnzimmertaugliches Endgerät. Als Nachteil für den Kunden bleibt die Anbieterbindung und die entsprechenden Kosten. Allerdings sind diese Kosten meistens noch niedriger als die Kombination aus Breitbandanschluss, Telefon und Kabel-TV von verschiedenen Anbietern.
Daneben gibt es natürlich auch die mittlerweile als „klassisch“ bezeichneten Streaming-Angebote im Internet: Videoportale wie YouTube, MyVideo und sevenload können zwar mit der Vielfalt des angebotenen „Web-TV“ punkten, aber prinzipbedingt ist damit kein „Live-TV“ möglich. Die Bildqualität ist üblicherweise bescheiden und je nach Tagesform gibt es auch erhebliche Aussetzer. Dafür bieten sie wiederum die Unabhängigkeit vom Endgerät – ein Browser auf dem PC, der Spielkonsole oder dem Smartphone genügt.
Die „Mediatheken“ genannten Angebote einiger Sender gehören vom Prinzip her zur gleichen Kategorie, bieten aber durch die professionelle Produktion eine bessere Bild- und Tonqualität der angebotenen Sendungen. Teilweise wird das auch erfolgreich zu Marketingzwecken benutzt, wenn beispielsweise die erste Folge einer neuen Serie schon vor dem eigentlichen Sendetermin in der Mediathek erscheint.
Bei den zum Web- und Internet-TV gehörenden Angeboten unterscheidet man in der zugrundeliegenden Technik zwischen denen, die klassisch mit einem Client-/Server-Prinzip arbeiten, bei denen also die Videodaten direkt von einem oder mehreren zentralen Servern des Anbieters kommen und denen, die mittels einer Peer-to-peer-Technologie („P2P“) die Videodaten verteilen.
Bei P2P sammelt der Empfänger die benötigten Daten relativ zeitnah und in kleinen Stücken von weiteren Empfängern und stellt sie dann erst dar. Dieses Prinzip verursacht beim ursprünglichen „Sender“ weniger Datenaufkommen und damit auch weniger Kosten, der Zuschauer muss aber gelegentlich etwas warten, bis der Videodatenstrom wieder zusammengesetzt wurde. Zattoo und Joost arbeiten genauso wie deren freie Alternative miro nach diesem P2P-Prinzip.
Zur Verteilung des laufenden Fernsehprogramms („live TV“) wird bei den großen IPTV-Anbietern wie t-home in aller Regel das Multicast-Verfahren eingesetzt. Dabei wird das gerade laufende Programm vom sogenannten Multicast-Server nur einmal als Videodaten in das providereigene Transportnetz eingespeist, um dann bei allen Empfängern, die dieses Programm gerade eingeschaltet haben angezeigt zu werden. Für jedes Programm gibt es also einen eigenen „Multicaststream“.
Andererseits gibt es auch „Video-On-Demand“ (VoD), das auf dem Singlecast-Verfahren beruht. Verwendet wird das beispielsweise beim „maxdome“-Angebot von Pro7/Sat1 und United Internet. Der Empfänger wählt sich aus einer komfortablen TV-Datenbank beim Anbieter sein gewünschtes Programm heraus und bekommt es individuell auf dem Endgerät angezeigt. Prinzipbedingt ist damit Live-TV nicht möglich, außerdem steigen mit einer Vielzahl der Teilnehmer auch die Anforderungen an die Infrastruktur des Anbieters stark an.
IPTV -Die zum Empfang nötige Technik
Zuerst ein paar Worte zum Anzeigegerät – üblicherweise dem Breitbildfernseher oder dem Beamer. Er sollte für Ihren Raum genügend groß dimensioniert sein, das HDTV-Format komplett unterstützen (also das „HD ready 1080p“- oder das „Full HD“-Logo tragen) und idealerweise einen DVI- oder besser noch HDMI-Anschluss besitzen, um HDTV-Inhalte korrekt und in bester Qualität darstellen zu können.
Beim echten IPTV wird in aller Regel eine Set-Top-Box benötigt, ein Zusatzgerät, das üblicherweise vom IPTV-Anbieter bei Vertragsabschluß geliefert wird. Es gibt dabei aber keinen einheitlichen Standard der Anbieter.
Diese Set-Top-Boxen bilden das Zwischenstück zwischen dem Breitbandanschluss in der Wohnung und dem Fernsehgerät. Sie bieten darüber hinaus meistens noch einige Zusatzfunktionen, z.B. eine eingebaute Festplatte für das einfache Aufzeichnen, eine WLAN-Funktion für kabellose Übertragung, eine einfach bedienbare Programmübersicht, einen Internetbrowser, ein sogenanntes „Mediencenter“, um beispielsweise auf die Musik- und Filmsammlung des eigenen PCs zuzugreifen oder um Streams anderer Rechner im Haushalt darstellen zu können, Email- und Chatfunktionen und vieles mehr.
Wie schon beschrieben, liegt der große Vorteil des Internet-TV und des Web-TV darin, dass es auf faktisch allen internettauglichen Geräten empfangen werden kann: Computer, Handy, Smartphone, Spielkonsole…
Für HDTV-Angebote wie die von Joost werden aber natürlich gewisse Hardwareanforderungen an das Endgerät gestellt, denn die verwendete H.264-Videodatenkompression braucht viel Prozessorleistung, Speicher und natürlich ein geeignetes Ausgabegerät.
Bei PCs ist man mit einem Rechner der 2GHz-Klasse und 1GB RAM sowie einer halbwegs modernen Grafikkarte auf der sicheren Seite, als Betriebsystem wird von den Anbietern mit eigener Abspielsoftware natürlich vorrangig Windows unterstützt, teils aber auch MacOS X und Linux. Als Anzeigegerät bieten sich die großen Widescreen-TFT-Displays mit DVI-/HDMI-Anschluss an.
Bei den Spielkonsolen eignen sich Microsofts XBox 360 und die Sony Playstation 3 ebenso uneingeschränkt. Beide bieten neben ihren „Mediencenter“-Fähigkeiten auch einen HDMI-Port für den Anschluss an entsprechend ausgestattete Fernseher- oder Heimkino-Systeme.
Auf Smartphones und UMTS-Handys macht die Anzeige von HDTV-Inhalt natürlich wenig Sinn, insofern sind dort die Anforderungen auch niedriger. Das flüssige Abspielen von Videos in der Auflösung von 320×240 ist aber in aller Regel kein Problem mehr, eher das korrekte Erkennen des Inhalts…
Der Breitbandanschluss
Zum Empfang von IPTV wird nur noch der Breitbandanschluss benutzt, die Antennen- oder SAT-Anlage hat damit in den meisten Fällen ausgedient, genau wie auch der Vertrag mit dem Kabelnetzbetreiber damit gekündigt werden kann. Dies stellt einen nicht unwesentlichen Komfortgewinn dar, denn einerseits kommt das Angebot jetzt aus einer Hand und gerade bei Komplettausstattungen mit Fernseher, Festplattenreceiver, Decoder, DVD-Player und Soundanlage wird damit vielleicht die eine oder andere Fernbedienung überflüssig, genauso wie einige Kabel und 3fach-Steckdosen hinter dem Gerät.
Idealerweise wird das die Set-Top-Box per schnellen WLAN (802.11g oder n) vom Breitbandanschluss aus versorgt, so dass damit eine aufwändige Verkabelung unnötig wird.
Da mit der zunehmenden Verbreitung von HDTV-fähigen Geräten die Kunden das HDTV auch sehen und erleben wollen, sind natürlich gewisse Mindestbandbreiten vom Anbieter zu garantieren. Diese Bandbreiten müssen vom Anschluss her verfügbar sein. Als Mindestgeschwindigkeit wird gemeinhin 6000kbit/s, also 6MBit/s, angenommen.
DSL (ADSL, ADSL2+, VDSL)
Das DSL (kurz für „Digital Subscriber Line“) hat sich wegen der einfachen Bereitstellung im nicht-ländlichen Bereich sehr schnell als Standard für Breitbandzugänge durchgesetzt. Die meisten Provider bieten DSL derzeit in den Geschwindigkeitsstufen 2Mbit/s, 6Mbit/s, 16Mbit/s und einige wenig auch mit 25Mbit/s und mehr an.
Diese Angaben beziehen sich bei ADSL (asynchrones DSL) immer auf die Download-Geschwindigkeiten. Die entgegengesetzte Richtung, die sogenannte Upload-Geschwindigkeit des Rückkanals, ist dabei wesentlich geringer und liegt meistens im Bereich von 512 bis 2000kbit/s.
Dabei kommen, je nachdem wie die örtliche Telekommunikationsinfrastruktur ausgebaut ist, verschiedene DSL-Verfahren zum Einsatz. Je länger die benötigte Kabellänge von der Verteilerstation zur Telefondose in der Wohnung ist, umso niedriger ist die schaltbare Geschwindigkeit.
In den größeren Städten mit einem dicht ausgebauten Kupferkabelnetz ist eine hohe Geschwindigkeit meist problemlos zu bekommen, in ländlichen Gegenden dagegen ist die Versorgung selbst mit einem Behelfs-DSL („DSL light“ mit ggf. nur 384kbit/s) nicht immer sichergestellt.
Die derzeit schnellste DSL-Variante, VDSL („very high speed DSL“), ist, Stand Januar 2008, in den ungefähr 30 größten deutschen Städten mit Bandbreiten von 25 bis 50MBit/s über die Deutsche Telekom mit ihren TriplePlay-Produkten „T-Home Entertain Comfort (Plus) VDSL 25“ bzw. „T-Home Entertain Comfort (Plus) VDSL 50“ erhältlich. Die damit verfügbare Bandbreite reicht für die IPTV-Übertragung in bester HDTV-Qualität sowie für mehrere Zusatzdienste aus.
Alternativ wird in den übrigen Gebieten der Ausbau der bisherigen DSL-Technik (ADSL2+) weiter fortgesetzt. Dies ermöglicht Bandbreiten bis 16MBit/s, auch damit ist IPTV problemlos möglich.
Allen DSL-Varianten gemeinsam ist der prinzipielle Anschluss in der Wohnung. Dabei wird an die Telefondose zuerst eine Frequenzweiche, der „Splitter“, angeschlossen, an deren einen Ausgang das bisherige Telefon bzw. das Fax gesteckt wird, an den anderen Ausgang dann das DSL-Modem. Dieses Modem wandelt den Datenstrom zwischen Rechner und Telefonnetz ineinander und ist meistens in einen sogenannten Router integriert. An diesen Router, der gleichzeitig eine Absicherung gegenüber Eindringlingen aus dem Internet bietet, schließt man dann seine PCs, die Set-Top-Box des IPTV-Providers und die weiteren Endgeräte an.
Kabelmodem
Die deutschen Kabelanbieter haben seit dem Ende der neunziger Jahre verstärkt den Ausbau des Kabelfernsehnetzes betrieben. Dabei wurde neben der generellen Verbesserung der Leitungsqualität auch die Rückkanalfähigkeit großer Teile des Netzes realisiert. Mittlerweile bietet Kabel Deutschland Downloadraten bis 30MBit/s an, im Testbetrieb sogar schon 100MBit/s. Allerdings gibt es auch hier keinen flächendeckenden Ausbau.
Zur Nutzung ist ein Kabelmodem notwendig, ein Gerät, das digitale Daten über Kabelnetze überträgt. Dieses Kabelmodem wird mit der Multimediadose, die den bisherigen Kabelfernseh-Anschluss ersetzt und ähnlich wie das Telefon bei DSL weiterbenutzt werden kann, und einem Router und/oder dem Computer bzw. Heimnetzwerk verbunden.
Die Multimediadose wird vom Kabelanbieter installiert, allerdings nur mit Zustimmung des Hauseigentümers.
Powerline-Adapter
Powerline-Adapter sind Geräte, die den Internetzugang über die Steckdose eines entsprechenden Elektrizitätsanbieters ermöglichen. Sie werden analog wie Kabel- oder DSL-Modems zwischen Steckdose und Computernetzwerk/Computer/Router/Set-Top-Box gesteckt und bieten üblicherweise Geschwindigkeiten von bis zu 1Mbit/s. Das reicht allerdings nicht für echtes IPTV, nur für WebTV und mit einer längeren Pufferzeit eingeschränkt auch für Video-On-Demand-Dienste und Internet-TV.
Andere Breitbandverbindungen
Auch über andere Breitbandverbindungen, die mindestens 6MBit/s in Empfangsrichtung aufweisen, lässt sich IPTV nutzen, beispielsweise in Firmennetzen, Netzwerken öffentlicher Einrichtungen wie Universitäten und Studentenwohnheimen. Dort funktionieren natürlich auch wieder nur WebTV, InternetTV- und Video-On-Demand-Angebote, denn die Multicast-Angebote der Triple-Play-Anbieter funktionieren ja nur in deren eigenen Netzen.
Satellitenverbindungen eignen sich ebenfalls nicht für echtes IPTV. Einerseits begrenzen die Anbieter die Geschwindigkeit auf maximal 2MBit/s, andererseits ist die Signallaufzeit sehr lang, entsprechend tritt die starke Verzögerung unangenehm beim Anfordern neuer Daten wie z.B. dem Senderwechseln in Erscheinung.
Die Kosten von IPTV
Bei den Triple-Play-Anbietern bewegen sich die Kosten für einen ausreichend schnellen DSL-/Kabel-Anschluss, Flatrates für DSL/Kabel und Festnetztelefon und ein Grundangebot an ungefähr 60 Sendern zwischen 60 und 90 Euro pro Monat. Optional buchbar sind PayTV-Angebote aus vielen Bereichen wie z.B. Sport (Bundesliga, Formel 1) oder Erotik.
Damit liegen die Kosten leicht unter der Summe der Einzelangebote bei Breitbandzugang und Kabelfernsehen bzw. einem Satellitendecoder. Von diesem Gesichtspunkt her also durchaus interessant.
Die besser gefüllten Pakete der Video-On-Demand-Angebote wie „maxdome“ kosten ungefähr 20 Euro pro Monat und liegen, addiert man die Kosten für den nötigen Breitbandanschluss und einer entsprechenden Flatrate dazu, ebenfalls in dem Preisrahmen wie bei den Triple-Play-Anbietern.
Die Internet-TV-Plattformen Zattoo, miro und Joost sind kostenlos und finanzieren sich durch Werbung, ebenso wie die bekannten Web-TV-Angebote wie YouTube und MyVideo.
Die Vorteile von IPTV gegenüber dem klassischen Fernsehen
IPTV bietet wesentlich mehr als „bloß Fernsehen“. Zum einen führt es die einfache Bedienung des klassischen Fernsehens weiterhin fort, zum anderen integriert es eine Vielzahl neuer Funktionen – sogar Funktionen von anderen Geräten.
Diese Integration äußert sich am deutlichsten an der Anzahl der nötigen Fernbedienungen auf dem Couchtisch. DVB-S-Decoder, Receiver und Video-/Festplattenrecorder werden in einem Gerät zusammengefasst. Der Kabelsalat, der sich hinter den Fernsehern bisher auftürmt, wird besonders mit den WLAN-fähigen Set-Top-Boxen auf ein Minimum reduziert. Zwei Stromkabel und ein DVI-/HDMI-Kabel reichen im besten Fall aus. Die Geräte können nun ziemlich unabhängig vom Fernsehanschluss positioniert werden und müssen nur in Reichweite des Funknetzwerks stehen.
Die Interaktivität, die mit der Realisierung des Rückkanals ermöglicht wurde, lässt viele Möglichkeiten zu, die den Sehkomfort und besonders das Sehvergnügen weiter steigern. Beispielsweise kann man komfortabel nach der Kurzbiografie des Schauspielers suchen, den man gerade in der Talkshow sieht.
Oder schnell die Anzahl der direkt verwandelten Freistöße in der letzten Saison abfragen, wenn sich gerade der große Ballkünstler vor der Abwehrmauer positioniert und der Moderator diese wichtige Statistik gerade verschweigt.
Vielleicht will man auch das in der Werbung angepriesene Gerät gleich bei dem auf der Preisvergleichsseite günstigsten Onlineshop kaufen?
Mit einer zusätzlichen Webcam an der Set-Top-Box kann man sogar Videokonferenzen abhalten. Mit der zur Verfügung stehenden Bandbreite sind die Chancen sogar sehr hoch, dass man vom Gegenüber erkannt wird…
Das Video-on-Demand-Angebot des IPTV-Providers ersetzt sicher häufiger den Gang zur Videothek, besonders dann, wenn sich die Angebote der Provider weiter mit interessantem und aktuellem Material in HDTV-Qualität füllen.
Dieses HDTV-Material wird natürlich auch zu einem gesteigerten Seh- und Hörvergnügen führen. Die Brillanz und Schärfe des empfangenen Videosignals ist wirklich sehenswert, mit dem zur Verfügung stehenden Mehrkanalton ist ein sauberer Raumklang beim neuesten Actionfilm oder bei Musikübertragungen beinahe garantiert.
Auch wird es bei einigen Anbietern die Möglichkeit des „Timeshift“ geben. Wenn man erst um 19 Uhr wieder zuhause ist, kann man sich problemlos die Lieblingsserie, die leider schon um 17:30 Uhr anfing, anschauen. Oder man hat durch Muttis Anruf knapp den Anfang eines Krimis verpasst… Mit der „Timeshift-Restart“-Funktion kann man sich – während der Krimi noch läuft – bereits die Aufzeichnung von Beginn an anschauen.
IPTV ist bei garantierten Datenraten und entsprechender Priorisierung des Videsignals durch den Anbieter auch relativ störunempfindlich, Schlechtwetter oder eine unterdurchschnittliche Hausantennenverkabelung führen dann nicht mehr automatisch zu Bildfehlern.
Mit der Möglichkeit, wesentlich mehr Sender zu übertragen, können die Zuschauer auch viele Serien und Filme in der Originalsprache genießen. Oder die Sender aus ihren Heimatländern, ohne sich hässliche, überdimensionale Satellitenschüsseln vor das Fenster zu schrauben.
Bei eventuellen Verständnisproblemen helfen die zuschaltbaren Untertitel oder die zur Sendung leicht abrufbaren Informationen aus der elektronischen Programmzeitschrift. Oder man schaut gleich im Internet, während der Film halbtransparent im Hintergrund weiterläuft.
Die Nachteile des IPTV
Man bindet sich mit dem IPTV-Vertrag an einen Anbieter. Sollte es dort eine Störung geben, kann es sein, dass man weder Internet, Fernsehen oder Telefon hat. Das Ausfallrisiko bei getrennten Anbietern und vor allem getrennten Übertragungsmedien ist geringer.
Sollte es bei der Übertragung selbst Störungen geben, beispielsweise durch eine ungenügende Anschlussbandbreite oder einen technisch nicht ausreichend ausgerüsteten IPTV-Provider, wird es massive Bildstörungen geben.
Durch die bei der Übertragung eingesetzte Datenkompression wird das Bild, vereinfacht erklärt, in kleine Klötzchen zerlegt. Fehlt nun das Datenpaket mit diesem Klötzchen oder kommt es zu stark verzögert an, dass es noch in das aktuelle Bild eingefügt werden kann, wird an dieser Stelle ein stark sichtbarer und störender Bildfehler angezeigt. Falls mehrere Datenpakete fehlen, kann es sogar dazu führen, dass einige Bilder bei der Übertragung ausgelassen werden und das Bild entsprechend ruckelt.
Je nach verfügbarer Bandbreite und verwendetem Kodierverfahren bei der Datenkompression benötigt ein Umschalten zwischen den einzelnen Sendern wesentlich länger als beim herkömmlichen Fernsehen, allerdings auch nicht länger als bei DVB. Notorische „Zapper“ werden dies vielleicht als größten Nachteil empfinden.
Auch wird das vom Sender ausgestrahlte Fernsehbild durch dieselben technischen Gegebenheiten um etwa eine bis zwei Sekunden verzögert, bevor es beim Empfänger dargestellt wird. Das kann bei der Europameisterschaft sehr unangenehm werden, wenn der Nachbar klassisch Fernsehen schaut und schon einige Sekunden vor Ihnen jubelt…
Für jedes Fernsehgerät im Haushalt ist eine eigene Set-Top-Box nötig.
Die zum Fernsehen verbrauchte Bandbreite steht anderen Endgeräten im Haushalt wie beispielweise dem PC nicht mehr zur Verfügung. Findet keine Priorisierung der Fernsehdaten statt, kann beispielsweise ein längerer Download auf dem PC mit hoher Geschwindigkeit das empfangene Videosignal stören.
Das Aufzeichnen der gerade laufenden Sendung kann durch deren Rechteinhaber unterbunden werden. Wünscht ein Filmverleih beispielsweise, dass der neue Bruce-Willis-Film nicht mit dem Festplattenrecorder aufgenommen werden darf, wird diese Funktion mittels DRM (Digital Rights Management) während des Films untersagt.
Die Interaktivität bedingt auch einen weiteren potentiellen Nachteil: den Verlust der Anonymität. Das Zuschauerverhalten kann durch den Anbieter genauestens verfolgt werden, es besteht die Möglichkeit, personalisierte Werbung beispielsweise in laufenden Fußballübertragungen einzublenden „Lieber XYZ, besuchen Sie doch den nächsten Sportausstatter in der ABC-Straße.“
Über Ihre gesammelten Sehgewohnheiten kann Ihr IPTV-Anbieter Daten über ihre Lebenssituation gewinnen und diese bei einem mangelhaften Datenschutz zusammen mit ihrem Fernsehnutzungsprofil an Dritte, wie Marktforschungsinstitute, Werber oder Firmen direkt weiterverkaufen.
Anbieter von IPTV
Unter „Triple Play“, also dem gebündelten Angebot von Fernsehen, Telefon und Breitband-Internet, versteht man das echte IPTV. Derzeit (Stand 2008) gibt es vier verschiedene Anbieter, die entsprechende Angebotspakete offerieren:
Auf den verschiedenen DSL-Varianten (16/25/50 MBit/s) basieren die Angebote von T-home (Produktname „T-Home Entertain“). Dank des Quasi-Monopols beim VDSL-Ausbau und dem großen Kundenstamm bei DSL-Anschlüssen sind die IPTV-Produkte schon recht weiträumig verfügbar.
Es werden derzeit zwei Komplettpakete („T-Home Entertain Comfort“ sowie „T-Home Entertain Comfort Plus“) mit jeweils unterschiedlichen Datenraten des zugrundeliegenden DSL-Anschlusses angeboten. Die entsprechenden „Plus“-Pakete enthalten neben den FreeTV-Sendern aus dem kostenpflichtigen Standardpaket weitere PayTV-Kanäle sowie eine gedruckte Programmzeitschrift im Abo. Beide Pakete können gegen einen monatlichen Aufpreis noch durch weiter PayTV-Kanäle oder ausländische Sender erweitert werden. Zum Empfang wird eine Set-Top-Box benötigt, die für knapp 100 Euro bei T-Home erhältlich ist und immerhin eine 160GB-Festplatte als Videorecorder bietet.
Arcors „Digital TV“ ist erst kürzlich gestartet und ist nur in Großstädten verfügbar. Es erfordert mindestens einen 6Mbit-DSL-Anschluß über arcor und bietet 55 Sender, über Zusatzpakete bis zu 100 Kanäle und eine Online-Videothek mit ungefähr 500 Filmen. Interessant sind die angebotenen Zusatzpakete besonders für türkische, russische und polnische Bürger, denn für diese Gruppen gibt es jeweils ein eigenes optionales Senderpaket. Die nötige Set-Top-Box kostet knapp 50 Euro und wird durch arcor geliefert.
In Hamburg und Lübeck bietet hanseNet neben ihrem herkömmlichen „aliceDSL“ auch die „alice homeTV“ genannte, recht günstig angebotene IPTV-Option. Auch hier findet man 100 Sender, darunter viele ausländische, und dazu noch ungefähr 600 Filme als VideoOnDemand. Die Set-Top-Box kostet zusammen mit dem Einrichtungspreis knapp 50 Euro.
Das von United Internet und der ProSieben-Sat1-Gruppe angebotene „Maxdome“ beinhaltet mehr als 10.000 in verschiedene Pakete aufgeteilte Sendungen, darunter auch Filme und die Serien von Pro7 und Sat1. Es ist das größte und meistgenutzte Video-On-Demand-Angebot in Deutschland und kann mittels einer Set-Top-Box (knapp 100 Euro) oder auch auf dem PC (nur Windows) betrieben werden. Voraussetzung ist ein DSL-Anschluß eines beliebigen Anbieters mit mindestens 2MBit/s. MaxDome ist in der Basisversion (und nur bei gleichzeitigem Erwerb der Set-Top-Box) kostenlos, es gibt eine Auswahl an Zusatzpaketen.
Neben den Anbietern von „Triple Play“ versuchen auch weitere Unternehmen, auf dem IPTV-Markt zu agieren. Zu ihnen zählen Kabelanbieter, Internet TV-Anbieter und WebTV-Anbieter. Bei ihnen handelt es sich jedoch nicht um echtes IPTV.
Kabelanbieter
Kabel Deutschland, Kabel BW und Unitymedia bieten als Kabelnetzbetreiber kein echtes IPTV, da die digitalen Fernsehkanäle in ihren Angeboten tatsächlich über das Fernsehkabel übertragen wird und nicht extra noch mal verpackt in den Datenpaketen des Internet Protocol. Die Funktionalität sowie das Breitband- und Kanalangebot sind aber vergleichbar mit denen der Anbieter von „echtem“ IPTV.
Internet TV
Zattoo ist ein Schweizer Dienst, der das laufende Programm von bis zu 40 Fernsehsendern über ein Peer-to-peer-Netzwerk auf den PC überträgt. Die Peers sind dabei die aktuellen Nutzer des Programms, sie geben die erhaltenen Video- und Audiodaten an die anderen Zuschauer desselben Programms weiter und empfangen wiederum neue von diesen.
Ein 6MBit/s-Anschluß wird empfohlen. Es wird Abspielsoftware für Windows, Linux und MacOS X angeboten. Die Bildqualität ist noch sehr eingeschränkt, auch kann man dank der restriktiven Lizenzen, die die Sender Zattoo erteilt haben, nicht alle Sender in jedem Land sehen. Beispielsweise kann man mit einer Schweizer Internetadresse alle großen deutschen Sender empfangen, mit einer deutschen Adresse sieht man jedoch nur einige wenige lizenzierte Spartenkanäle.
Joost arbeitet mit einem ähnlichen Prinzip, bietet gleichzeitig aber noch eine Vielzahl von Video-OnDemand-Angeboten. Leider hat es bisher nur wenige deutschsprachige Inhalte zu bieten, es befindet sich genau wie Zattoo noch in der Entwicklungsphase. Die Anzeige erfolgt auch auf dem PC, es gibt die PlayerSoftware für Windows XP & Vista sowie MacOS X. Die Bildqualität ist meistens recht gut. Die Zuschauer können miteinander über einen Chat in Kontakt treten.
WebTV
Die auch als Videoportale bezeichneten zwei großen Anbieter YouTube und MyVideo basieren auf demselben Prinzip, sie stellen auf eigenen Servern die von den Benutzern selbst hochgeladenen Videoclips zur Verfügung. Die Anzeige der Videoclips erfolgt auf dem PC oder auf jedem beliebigen, mit einem modernen Webbrowser und einem Flashplayer-Plugin ausgestatteten Gerät – Smartphones, Handys, Spielkonsolen und Set-Top-Boxen wie Apples AppleTV.
Die Bildqualität ist meistens recht dürftig, die Clips nur maximal 10 Minuten lang, dafür gibt es eine Playlist-Funktion, mit genügend Pufferzeit im Vorlauf kann man dann auch mit langsamen Internetverbindungen den Clip anschauen. Außerdem gibt es eine Vielzahl an unkonventionellen Ideen abseits des Mainstreams zu entdecken.