LTE: Technische Übersicht und Geschwindigkeit
In der Werbung und auch in zahlreichen Medienberichten werden LTE wahre Wunderdinge nachgesagt. Maximalgeschwindigkeiten von mehreren hundert Megabit pro Sekunde, Reichweiten, mit denen sich auch abgelegene Resthöfe per Breitband anbinden lassen, niedrige Kosten durch preiswerte Umrüstung bestehender Funkmasten und vieles mehr. Einige der Punkte treffen tatsächlich zu, bei anderen gibt es starke Einschränkungen. Die technischen Daten von LTE geben einen Überblick über die grundsätzlichen Möglichkeiten:
• Frequenzen: 800 Megahertz, 1800 Megahertz, 2600 Megahertz
• Je nach Frequenzband unterschiedlich hohe Reichweiten
• Datenübertragungsraten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde (aktuell: max. 100 Mbit/sek.)
• Upstream von bis zu 75 Megabit pro Sekunde
• Geringe Latenzzeiten von unter 10 Millisekunden
• Hohe Reichweite von bis zu 100 Kilometern (bei geringerer Leistung)
• Koexistenz mit GSM/GPRS/EDGE/UMTS
• Erweiterbar zu LTE Advanced mit bis zu 1000 Megabit pro Sekunde
Allerdings gibt es gewisse Einschränkungen bei diesen auf den ersten Blick sehr vielversprechenden Daten. So teilen sich die Nutzer einer Funkzelle immer deren maximale Bandbreite. Sind also in einer LTE-Funkzelle bis zu 100 Megabit pro Sekunde erreichbar, halbiert sich dieser Wert bei zwei simultanen Nutzern (zumindest, wenn die Nutzer die volle Bandbreite ausschöpfen, weil sie beispielsweise gerade ein umfangreiches Programm herunterladen). Im Normalfall sind einer einer Funkzelle aber deutlich mehr als nur ein oder zwei Nutzer aktiv – zumal die Anbieter nur Gegenden ausbauen werden, in denen sich ausreichend potentielle Kunden finden lassen. Bei 100 aktiven Nutzern in einer Funkzelle würde also jeder Nutzer nur noch mit etwa einem Megabit pro Sekunde im Internet surfen können. Nun benötigen nicht alle in einer Funkzelle angemeldeten Nutzer auch immer viel Bandbreite, dennoch sind zu große Funkzellen mit vielen simultanen Nutzern problematisch. Vor allen in den Abendstunden kann es daher zu starken Einbrüchen in der Internetgeschwindigkeit kommen.
So relativieren sich auch die maximalen Reichweiten von LTE – 100 Kilometer große Funkzellen, die in den Außenbereichen nur noch mit geringer Sendeleistung versehen sind, werden keine sehr schnellen Internetverbindungen bereitstellen können. In Deutschland werden daher deutlich kleinere Funkzellen zum Einsatz kommen, was allerdings sehr abgelegene Ortschaften weiterhin vom schnellen Internet abschneiden dürfte – wo sich der Ausbau für die Provider finanziell nicht lohnt, bleibt es bei fehlender Breitbandversorgung. Natürliche Hindernisse wie Bergmassive sorgen ebenfalls für schlechtere Funkabdeckung, Talbewohner können also nur auf strategisch günstig und hochgelegen montierte Funkmasten hoffen.
Um die Probleme mit der sinkenden Geschwindigkeit bei vielen in einer Funkzelle angemeldeten Nutzern zumindest vertraglich zu umgehen, bieten viele der großen Mobilfunkanbieter zunächst nur LTE-Verträge mit stark eingeschränkter garantierter Maximalgeschwindigkeit an. Die Anbieter beschränken die Geschwindigkeit in vielen Fällen auf 7,2 Megabit pro Sekunde – schneller als UMTS in den meisten Gegenden, langsamer als zahlreiche DSL-Zugänge. Für ländlich wohnende Anwender dürfte diese Geschwindigkeit allerdings dennoch ein spürbare Steigerung zu den bisher realisierbaren Bandbreiten sein – von den hohen versprochenen LTE-Wundern ist hier allerdings nur noch wenig zu spüren. Einzig Vodafone bietet aktuell Zugänge mit bis zu 50 Megabit pro Sekunde an – mit hohen Aufpreisen allerdings. Zudem begrenzen die Provider die herunterzuladene Datenmenge auf 1 bis 50 Gigabyte im Monat – Werte, die mit 50 Megabit pro Sekunde schnellen Internetverbindungen sehr schnell erreicht werden. Eine Alternative zu Kabel- oder DSL-Internetverbindungen ist LTE daher vorerst nur für die ländlichen Gegenden ohne DSL-Ausbau.