O2-Kunden beklagen schlechte Verbindungsqualität
„Bei ihnen handelt es sich um einen bedauerlichen Einzelfall“ – diesen Satz aus dem Call-Center-Bausteinkasten kennen viele Mobilfunkkunden wenn sie sich über eine unzureichende Verbindungsqualität bei ihrem Netzbetreiber beschweren. O2-Kunden protestieren nun gemeinsam gegen das ihrer Meinung nach unzureichende Netz.
Matthias Bauer hatte keine Lust mehr darauf, sich als Einzelfall abfertigen zu lassen. Kurz entschlossen gründete der Berliner IT-Experte eine Internetseite mit dem Namen „Wir sind Einzelfall“. Kern der Seite: Ein Formular in das sich O2-Nutzer mit Verbindungsproblemen eintragen können. Mehr als 700 Nutzer haben bei Bauer seitdem das Formular ausgefüllt und über ihre Probleme berichtet. Ebenfalls hilfreich für die Analyse beim Netzanbieter könnten weitere Daten des Formulares sein, auch Orte mit schlechter Funkabdeckung sowie das Modell des Mobiltelefons können angegeben werden.
Die meisten Einträge stammen aus Großstädten, führend dabei sind die Städte Hamburg und Berlin. Häufig tritt dabei das Problem auf, dass die Smartphones zwar eine Datenverbindung anzeigen, während dennoch dabei keine Daten übertragen werden können oder die Verbindung nur sehr langsam arbeitete.
So berichten über 60 Prozent der Teilnehmer über langsame oder nicht zustande kommende Datenverbindungen. 41 Prozent der Teilnehmer können mitunter gar nicht erst eine Datenverbindung aufbauen, mehr als 30 Prozent klagen zudem zusätzlich auch über Probleme beim Telefonieren. So kommen unter Umständen keine Telefonate an oder Gespräche brechen ohne Vorwarnung ab. Vereinzelt ist es auch trotz Verbindung mit dem Netz nicht möglich, Anrufe zu führen. Dass sich überdurchschnittlich viele der Projektteilnehmer über die Verbindungsqualität beklagen ist allerdings kein Wunder – eine solche Seite besuchen vorrangig Nutzer mit Leitungsproblemen auf der Suche nach Leidensgenossen.Mittlerweile nahm der Netzprovider Kontakt zu Matthias Bauer auf und versprach einen zügigen Ausbau des O2-Netzes. Allerdings sollen dabei bevorzugt bestehende Basisstationen ausgebaut werden – Lücken in der Netzabdeckung würden allerdings nur zusätzliche Stationen füllen können. O2 verspricht, sich die von Bauer erhobenen Daten genau anzusehen und entsprechend mit dem Netzausbau zu reagieren. Übertragen werden die Daten dabei anonymisiert. Viele Probleme mit mangelhafter Übertragungsgeschwindigkeit sollen sich laut O2 erst durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones entstanden sein. Diese benötigen dank zahlreicher Internetoptionen deutlich mehr Bandbreite von den Basisstationen als ältere Mobiltelefone, offenbar sind die Stationen von O2 nicht auf diese hohen geforderten Datenraten ausgelegt. In diesem Falle würde ein Upgrade bestehender Stationen sicherlich ausreichen.