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Testbericht: Telegärtner DoorLine Pro DP-100 Türsprechstelle

Bereits im Sommer letzten Jahres konnten wir beim Test der Telegärtner DoorLine a/b T01/T02 Türsprechanlage (angeschlossen an eine FRITZ!Box 7330) feststellen, dass in solchen Geräten mehr Hightech schlummert, als man anfangs anzunehmen vermag. Immerhin kann die DoorLine a/b T01/T02 läutende Besucher nicht nur an ein Schnurlostelefon oder ein Handy weiterleiten, sondern auch in die umgekehrte Richtung über Tasteneingaben auf dem Smartphone konfiguriert werden.

Ein Kritikpunkt damals war die etwas umständliche Programmierung, die das schnelle und vor allem richtige Eintippen von Ziffernfolgen über die Tastatur eines – beispielsweise – DECT-Mobilteils erforderte. Doch das hat sich mit dem brandneuen Modell DoorLine Pro DP-100 gewaltig geändert: Nicht nur die Konfiguration ist jetzt ein Kinderspiel, auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. Touchscreen, RGB-Leuchtwelle, Rahmenbeleuchtung, Bewegungsmelder und Bluetooth sind nur ein paar der neuen Features.

Läutende Besucher an DECT oder Handy weiterleiten, Touchscreen, RGB-Leuchtwelle, Licht-/Bewegungssensor und vieles mehr bietet die DoorLine Pro. Bildnachweis: Telegärtner

Läutende Besucher an DECT oder Handy weiterleiten, Touchscreen, RGB-Leuchtwelle, Licht-/Bewegungssensor und vieles mehr bietet die DoorLine Pro. Bildnachweis: Telegärtner

Grundlegende Informationen über die DoorLine (Pro DP-100)

Bei einer DoorLine handelt es sich im weitesten Sinne um eine Türsprechstelle mit eingebautem Telefon. Das heißt, sie kann sowohl Anrufe tätigen als auch entgegennehmen und an Telefonanlagen oder WLAN-Router mit freier analoger Nebenstelle angeschlossen werden. In der Praxis ertönt beim Anläuten an der Hausklingel also neben dem klassischen Gong auch ein Telefon/Handy/DECT-Mobilteil. Zusätzlich wartet die DoorLine Pro DP-100 mit einem Touchscreen auf, das bis zu vier Klingeltasten anzeigt und sich via Software bis ins kleinste Detail und ganz im Sinne der „Corporate Identity“ gestalten lässt. Dazu allerdings später mehr. Im Lieferumfang befinden sich neben der DoorLine Pro folgende Einzelteile:

1 x Steckernetzteil
1 x Wandbefestigungsblech
2 x Befestigungsschrauben
2 x Flossendübel
1 x Innensechskant-Schlüssel
1 x Kurzbedienungsanleitung
1 x Notfall-PIN-Karte

Flexibilität bei Montage

DoorLine Pro mit Zierrahmen. Bildnachweis: Telegärtner

DoorLine Pro mit Zierrahmen. Bildnachweis: Telegärtner

Mit dem mitgelieferten Befestigungssatz lässt sich die DoorLine Pro mittels Aufputzmontage im Handumdrehen installieren: Es müssen lediglich die Dübel in zwei vorgebohrten Löchern versenkt und danach das Befestigungsblech über einem zur Kabelführung benötigten Wandausbruch angeschraubt werden. Telegärtner bietet im hauseigenen Online-Shop allerdings auch einen optional erhältlichen Adapterblechsatz für Unterputzgehäuse an. Diese Variante ist vor allem dann hilfreich, wenn die DoorLine Pro als Ersatz für ein älteres DoorLine-Modell angekauft wird, da die bestehende Unterputzdose sowie die „alte“ Verkabelung weiterhin genutzt werden können (Vorsicht: Die DoorLine Pro muss mit dem Original-Netzteil – und nicht etwa über einen Klingeltrafo – mit Strom versorgt werden). Apropos „Verkabelung“: An der Rückseite der Türsprechstelle befinden sich insgesamt 11 Schraubklemmen.
Um die DoorLine Pro zum Leben zu erwecken, werden die a/b-Adern an Klemme 10 und 11 angeschlossen, die Stromversorgung mittels beiliegendem Netzteil an Klemme 1 und 2 sichergestellt. Im Zuge der Montage kann außerdem ein Zierrahmen aufgesteckt werden, der separat über den Telegärtner-Shop erhältlich ist.

Noch mehr Flexibilität in Sachen Konfiguration

Punkto Konfiguration lässt Telegärtner dem Anwender absolut jede Freiheit: Die DoorLine Pro kann via Telefon, Touchscreen oder PC-Software programmiert werden. Während der Türsprechstelle über Telefon gerade einmal die wichtigsten Parameter – wie Rufnummern, Lautstärke/Mikrofonempfindlichkeit oder die Anzahl der Klingeltasten – übergeben werden können, ist der Spielraum bei den anderen Varianten bemerkenswert. Über den 4,3 Zoll großen Touch-Monitor lassen sich beispielsweise neben den grundlegenden Funktionen auch die RGB-Leuchtwelle, Beschriftung und Farbgebung der Klingeltasten, Zutrittskontrolle via PIN-Code und die beiden potentialfreien Relais konfigurieren. Wer noch tiefer ins Detail gehen möchte, nimmt die Einstellungen über die PC-Software vor: Damit können zusätzlich Hintergrundgrafiken sowie benutzerdefinierte Klänge zugewiesen werden. Außerdem werden dem Anwender weitere Freiheiten bei der Anpassung der Klingeltasten geboten. Normalerweise würde man sich erwarten, dass eine kleine Auswahl an Schriftarten zur Verfügung steht, aus der man für den jeweiligen Zweck eine passende aussuchen kann. Dem ist allerdings nicht so und das im positiven Sinn: Die DoorLine Pro kann nämlich jede Schriftart anzeigen, die auf dem Computer des Anwenders installiert ist, egal, ob es sich dabei um eine seltene, ausgefallene Font handelt oder gar um die hauseigene Schriftart, wie sie beispielsweise große Firmen, NGOs oder Behörden haben.

DoorLine Pro im Test mit einer FRITZ!Box 7490

Das weiße Kunststoffgehäuse der DoorLine Pro ist hervorragend verarbeitet und wirkt äußerst stabil. Die Schraubklemmen sind darüber hinaus gut erreichbar, was als positiven Nebeneffekt hat, dass die Kabelenden ganz ohne Herumgefummel angeschlossen werden können. Dank der illustrierten Kurzanleitung sollte es auch für blutige Anfänger ein Leichtes sein, die DoorLine richtig zu verdrahten. Anwender, die die Türsprechstelle mit einem WLAN-Router betreiben, benötigen dafür ein Kabel mit RJ11-Anschluss. Wird die DoorLine an eine herkömmliche Telefonanlage angeschlossen, ist ein TAE-Stecker erforderlich.
In Kombination mit einer FRITZ!Box 7490 ist die Türsprechstelle ohne weitere Konfiguration in der Web-Oberfläche des Routers einsatzbereit. Am FON1-Port lässt sich die DoorLine sofort von einem DECT aus mit der Kurzwahl **1 erreichen, die Rufnummern der Klingeltasten können via Touchscreen oder drahtlos über Bluetooth und PC-Software zugewiesen werden. Zusätzliche Einstellungen im Menü der FRITZ!Box sind nur dann notwendig, wenn die DoorLine auch mit Smartphones interagieren soll oder Gruppenrufe konfiguriert werden müssen.

Test-Setup: DoorLine Pro, FRITZ!Box 7490, Raspberry Pi (versteckt im GameBoy-Gehäuse) und ein FRITZ!Fon C4. Nicht zu sehen: Eine Armada an weiteren DECT-Telefonen und der Arduino Micro-Controller.

Test-Setup: DoorLine Pro, FRITZ!Box 7490, Raspberry Pi (versteckt im GameBoy-Gehäuse) und ein FRITZ!Fon C4. Nicht zu sehen: Eine Armada an weiteren DECT-Telefonen und der Arduino Micro-Controller.

Sind alle Funktionen festgelegt und das Design entsprechend adaptiert, ist die DoorLine Pro bereit für die Besucherströme. Im Test wird die Verbindung nach Betätigen der Klingeltaste augenblicklich aufgebaut, die Tonqualität des Lautsprechers ist, verglichen mit der DoorLine a/b T01/T02, spürbar besser. Um Strom zu sparen kann die DoorLine Pro außerdem so eingestellt werden, dass Bildschirm und Beleuchtung erst bei Annäherung einer Person durch den Bewegungsmelder aktiviert werden. Die Beleuchtung lässt sich darüber hinaus an die jeweiligen Bedürfnisse (schnelle, flippige RGB-Warbwechsel beziehungsweise kontinuierlicher Farbton, der zum Beispiel auf die Farbgebung des Firmenlogos abgestimmt ist) anpassen und mittels Lichtsensor automatisch dimmen.

Erweiterung mittels SwitchBox

Test-Setup: DoorLine Pro, FRITZ!Box 7490, Raspberry Pi (versteckt im GameBoy-Gehäuse) und ein FRITZ!Fon C4. Nicht zu sehen: Eine Armada an weiteren DECT-Telefonen und der Arduino Micro-Controller.

Test-Setup: DoorLine Pro, FRITZ!Box 7490, Raspberry Pi (versteckt im GameBoy-Gehäuse) und ein FRITZ!Fon C4. Nicht zu sehen: Eine Armada an weiteren DECT-Telefonen und der Arduino Micro-Controller.

Die DoorLine Pro kann ohne zusätzliche Anbauteile an einer einzigen Telefonanlage beziehungsweise einem einzigen WLAN-Router mit analogem Telefonanschluss betrieben werden. Das reicht natürlich vollkommen für Privathaushalte und kleine Firmen. Wer die DoorLine Pro aber auch verwenden will, um getrennte (Wohn-)bereiche mit separaten Telefonanlagen zu erreichen – was beispielsweise bei Mehrparteienhäusern der Fall ist – sollte sich mit den von Telegärtner eigens dafür angebotenen Erweiterungen vertraut machen. Unter der Bezeichnung „SwitchBox“ vertreibt der Hersteller insgesamt drei verschiedene Varianten: Mit der SwitchBox SB-221 beziehungsweise SB-222 können zwei Telefonanlagen und ein zusätzlicher Türgong, mit der SwitchBox SB-442 gar vier Telefonanlagen und drei Türklingeln extra angesteuert werden. Außerdem steigern die Zusatzmodule auch die Sicherheit, da sie im Haus angebracht werden und deswegen die Manipulation der Türöffnerkontakte von außen nicht mehr möglich ist.

„Pimp my DoorLine“ für Profis und Geeks

Besonders kreative Anwender müssen die vorhandenen (potentialfreien) Relais selbstverständlich nicht nur mit Türgong beziehungsweise -öffner verdrahten. Es ist beispielsweise möglich, einen Micro-Controller, wie den Arduino Uno, anzuschließen, der immer dann anspringt, wenn der Türöffner (entweder via PIN am Touchscreen oder über Kurzwahl #9 vom Telefon aus) aktiviert wird. Sodann führt der Micro-Controller das darauf gespeicherte Programm aus, zeigt dem Besucher – wie in unserem Fall – eine Nachricht auf einer LED-Matrix an, löst die Falltür aus oder schickt Statusmeldungen an die Twitter-Timeline. Das Prinzip hinter diesem Experiment: Die (externe) Stromversorgung wird über das DoorLine-Relais reguliert. Der Controller hat also im Rahmen dieses Versuchsaufbaus maximal 9 Sekunden (höchste einstellbare Schaltdauer) für die Ausführung des Programms Zeit, bevor er wieder abgeschaltet wird. Achtung: In diesem Test wird ausschließlich der Arduino mit 5V Spannung über das Relais angesprochen. Würde sich in diesem Setup am gleichen Platz zusätzlich ein 12V-Türöffner befinden, müsste ein Spannungsregler eingebaut werden, um den Micro-Controller nicht zu überlasten.

Etwas anders sieht der Versuchsaufbau mit einem Raspberry Pi Einplatinen-Computer in unserem zweiten Experiment aus: Ziel ist es, das Relais in Echtzeit zu überwachen und Aktionen auszuführen, sobald der Türöffner ausgelöst wird. Die Stromversorgung des Mini-Rechners ist in diesem Fall von der DoorLine abgekoppelt, der Betriebszustand des Raspberry Pi also unabhängig vom Schaltzustand des Relais. Um den Status überwachen zu können, machen wir uns die Vielseitigkeit der sogenannten GPIO-Pins zunutze. Der P1-Header des bei diesem Test verwendeten Raspberry Pi (Modell B, Rev. 2) ist mit 26 Pins ausgestattet, wobei gerade einmal zwei davon für unsere Zwecke ausreichen, nämlich der 3,3-Volt-Pin (Position 1) und der GPIO#6-Pin (Position 22). Sind die beiden Pins mit dem Relais der DoorLine (oder mit der SwitchBox) verbunden, muss nur noch die notwendige Software auf dem Raspberry Pi installiert werden, in unserem Fall die Pi4J-Library. Der auf der Projekt-Website verfügbare Beispiel-Code GPIO State Listener kann als Grundlage für die Monitoring-Funktion herangezogen werden, wurde bei unserem Test aber erweitert und modifiziert.

Wird das Programm schlussendlich ausgeführt, werden dem Anwender die Statusänderungen des GPIO#6-Pins angezeigt. Status „HIGH“ signalisiert, dass der Türöffner betätigt wurde, Status „LOW“, dass sich das Relais wieder im Ausgangszustand befindet. Mit einer einfachen if-Anwendung kann der User seinem Raspberry Pi also beispielsweise beibringen, mit der Webcam ein Foto des Besuchers zu schießen und dieses mit Zeitstempel abzuspeichern, sobald das Relais schaltet. Wer jetzt nicht mit Datenschutzbeauftragten in Konflikt geraten will, kann natürlich auch andere Funktionen programmieren. Grenzen sind hier jedenfalls keine gesetzt.

Hinweis am Rande: Die genannten Beispiele geben nur einen winzigen Einblick in die Möglichkeiten, die Anwender zur „alternativen Relais-Verwendung“ in die Tat umsetzen können. So muss beispielsweise nicht zwangsläufig die Türöffner-Funktion zum Auslösen verwendet werden, die DoorLine Pro hat ja auch einen Bewegungsmelder mit an Bord.
Gedankenanstöße für derlei Projekte können im Übrigen – sowohl für Raspberry Pi als auch für Arduino – auf der Website instructables.com eingeholt werden.

DoorLine Pro exclusive mit noblem Gehäuse

Wem die geschwungene Form und das Kunststoffgehäuse der DoorLine Pro DP-100 nicht ins Konzept passen, hat mit der „DoorLine Pro exclusive“-Serie zahlreiche Alternativen mit Ecken und Kanten zur Auswahl. Die DoorLine Pro exclusive Color ist mit einem robusten und kratzfesten Glas-Tableau ausgestattet und kann in den Farben Weiß, Schwarz und Anthrazit bestellt werden, wobei Telegärtner sogar die Möglichkeit einräumt, diese DoorLine auf Anfrage auch in Sonderfarben zu produzieren. Daneben gibt es noch die DoorLine Pro exclusive Steel, die, wie der Name schon vermuten lässt, über eine Front aus rostfreiem Stahl verfügt. Technisch gesehen gibt es, bis auf die fehlende RGB-Leuchtwelle, aber keinen Unterschied zur DoorLine Pro DP-100. Bis diese Nobel-Versionen verfügbar sind, müssen sich Interessierte allerdings noch ein wenig gedulden: Telegärtner plant die Veröffentlichung für Anfang 2015.

links: DoorLine Pro exclusive Color, rechts: DoorLine Pro exclusive Steel. Bildnachweis: Telegärtner

links: DoorLine Pro exclusive Color, rechts: DoorLine Pro exclusive Steel. Bildnachweis: Telegärtner

Fazit

Die DoorLine Pro DP-100 ist in Sachen Funktionsvielfalt und Flexibilität kaum zu übertreffen. Besonders hervorzuheben ist die einfache Konfiguration sowie die Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten, was das Design betrifft. Firmen und Privatpersonen, die ihre Klingeltasten mit ausgefallenen Schriftarten zieren möchten, werden ebenso wenig enttäuscht, wie Disco-Besitzer, die mit der auf Wunsch schnell wechselnden RGB-LED-Beleuchtung schon vor dem Eingang Partystimmung verbreiten möchten. Der Touchscreen reagiert außerdem gut auf Eingaben und sollte man sich trotz aller Vorsicht auf eine Klingeltaste statt in das Konfigurationsmenü verirrt haben, bleibt immer noch die Möglichkeit, den Wählvorgang abzubrechen. Abschreckend wirkt unter Umständen nur der Kaufpreis, der bei satten 769 Euro liegt. Dafür bekommt man allerdings auch ein wirklich exzellentes „Made in Germany“-Produkt, das man – zumindest im Bereich Privathaushalte beziehungsweise KMU – mit Fug und Recht „die Mutter aller Türsprechstellen“ nennen darf.

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