VoIP Notruf
Eine wichtige Hürde, die Voice over IP noch nehmen muss, bevor es den Durchbruch als Massenkommunikationsmedium geschafft hat, ist die Erreichbarkeit von Notrufnummern, die im Moment von Voice over IP noch nicht automatisch gewährleistet werden kann.
Dies ergibt sich aus der Technik von Voice over IP, denn Nutzer dieses Systems sind überall unter der gleichen Nummer erreichbar, so wie sie auch von überall auf der Welt mit der gleichen Nummer telefonieren können. Daraus ergibt sich aber wiederum, dass aufgrund der Nummer nicht festgestellt werden kann, wo der Aufenthaltsort der telefonierenden Person ist. Beim Voice over IP kann also nicht gesagt werden wer woher anruft und genau das ist beim Wählen von Notrufnummern oft entscheidend, denn je nachdem woher ein Anruf kommt, wird er an die entsprechenden Rettungsleitstellen und Notdienste geleitet, so dass eine möglichst schnelle Versorgung eines Opfers oder Patienten gewährleistet werden kann.
In den Vereinigten Staaten, wo Voice over IP schon weitaus verbreiteter ist als in Deutschland, werden im Moment entsprechende Regulierungsmöglichkeiten gesucht, die auch ein sicheres Wählen von Notrufnummern gewährleisten sollen. Eine Möglichkeit wären zum Beispiel Lokalisierungssysteme per GPS. Dies ist technisch bereits machbar, wirft aber natürlich neue Fragen auf, so zum Beispiel wie solch eine Ortung finanziert werden soll und wie dies datenschutzrechtlich aussehen könnte.
Die entsprechenden Behörden und auch die Anbieter von Voice over IP wurden vom Boom dieser Technologie etwas kalt erwischt, denn während vor einem Jahr fast nur Insider die Internet-Telephonie nutzten, ist Voice over IP mittlerweile zu einer viel genutzten Möglichkeit geworden, so dass sich Problem wie mit der Sicherheit von Notrufnummern ergeben, aber noch keine Lösungen bereitstehen.
In den Vereinigten Staaten hat man zunächst mit Auflagen an die Provider reagiert, die ihre Kunden jetzt zunächst einmal vor dieser Sicherheitslücke warnen müssen.
In Deutschland gilt rechtlich, dass, wer Telefondienste für die Öffentlichkeit anbietet, auch die kostenlosen Notrufmöglichkeiten anbieten muss. Allerdings gilt hier, anders als in den Vereinigten Staaten, dass nur Telekommunikationsnetzbetreiber die Daten zur Übermittlung des Standortes der anrufenden Person preisgeben beziehungsweise übermitteln müssen. Wenn Voice over IP in Deutschland aber noch wichtiger wird, wird auch hier eine Diskussion zu diesem Thema stattfinden müssen. Auch die Anbieter hierzulande müssen sich dann überlegen, wie sie die Kosten für die Übermittlung der Lokalisierungsdaten ihrer Kunden finanzieren sollen. Wahrscheinlich werden die Kosten auch hier auf den Endverbraucher umgelegt werden, was dann aber unter Umständen Auswirkungen auf die Nachfrage von Voice over IP hat.
Grundsätzlich ist in Deutschland im Übrigen das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit dazu ermächtigt, entsprechende Regulierungen herauszugeben, wenn es die stärkere Nutzung von Voice over IP erfordern sollte. Sonderrufnummern sind mit Voice over IP im Übrigen auch nicht immer einfach zu erreichen, was etwas andere Gründe als bei Notrufnummern hat. Solche 0180/0800er beziehungsweise 0190/0900er Nummern sind normalerweise zu bestimmten Tarifen zu erreichen und die können von Voice over IP nicht unbedingt gewährt beziehungsweise überhaupt erreicht werden. Die 0190er Nummern sind zu sehr unterschiedlichen Minutenpreisen zu erreichen, was Voice over IP-Verbindungen dorthin bisher unmöglich macht.